Gedanken zum Weihnachtsfest 2011
Es ist wieder soweit, es weihnachtet sehr, wie es so schön in Theodor Storms Gedicht vom Knecht Ruprecht heißt. Zumindest sagen uns der Kalender und die Dekorationen in Städten, Geschäften und Häusern, dass es bald wieder an der Zeit ist die Geburt Christi zu feiern.
Seit einigen Wochen bereiten wir uns alle schon auf das frohe Fest vor, jeder auf seine eigene Art und Weise und doch will sich bei vielen gerade in diesem Jahr kaum so etwas wie Weihnachtsstimmung breit machen. Die Temperaturen erinnern teilweise eher an die vorösterliche Zeit und die Hektik und Unrast die jedes Jahr zunimmt macht es einem auch nicht gerade leicht, sich auf das zu besinnen, was das Wesen von Weihnachten ist. Gott wird Mensch.
Es stellt sich die Frage, ob wir bei dem ganzen Trubel, der schon ab Mitte September um Weihnachten gemacht wird, überhaupt bereit sein können Gott in uns einen Raum für die Menschwerdung zu geben.
© Ruth Rudolph / pixelio.de
Hierbei kann uns sicher die Weihnachtsgeschichte eine große Hilfe sein. Beim genaueren Betrachten des Berichts von der Geburt des Herrn stellen wir fest, dass keine der Gestalten in den Weihnachtserzählungen der Evangelisten die Geburt Christi in einem Moment der Ruhe, der Besinnung oder gar der Kontemplation erlebt hat. All diejenigen, die auf ihrem je eigenen Weg zu dem göttlichen Kind gekommen sind, befinden sich in einer Situation der Unruhe, äußerlich oder auch innerlich. Maria, die Ja zu Gottes Plan gesagt hatte wurde in ihrem Zustand dazu gezwungen, die Heimat in Nazareth zu verlassen und nach Bethlehem zu gehen. Der kaiserliche Erlass war für sie sicher keine frohe Botschaft und es wird wohl keine Frau, die kurz vor der Geburt des ersten Kindes steht, davon begeistert sein, eine Strecke von etwa 170 Kilometern auf einem Esel zurück zu legen. Der Advent war also für Maria sicher keine besinnliche Zeit vor dem Adventskranz. Und auch ihr Bräutigam der Heilige Josef dürfte andere Dinge im Kopf gehabt haben als sich in Ruhe auf den Tag der Niederkunft seiner Frau vorzubereiten. Er hat sich auf das Wagnis eingelassen ein Kind zu ernähren und groß zu ziehen, das nicht sein eigenes, nicht von seinem Fleisch, war. Wie jeder, der eine Familie ernähren muss wird Josef sicherlich nicht ohne Angst vor der Zukunft gewesen sein. Und zu allem überfluss will das Kind ausgerechnet in dem Moment zur Welt kommen, in dem alle Herbergen überfüllt und alle Betten belegt sind. Bleibt einem in so einer Situation Zeit um zur Ruhe zu kommen? Auch die Hirten wurden mitten in ihrem Alltag, der gewiss von viel Mühe und harter Arbeit geprägt war, von der Botschaft des Engels überrascht und ohne lange darüber nachzudenken machten sie sich auf den Weg zu der Höhle in der sie nach der Aussage des Engels das Kind in Windeln gewickelt finden sollten.
All diese Menschen traf das Weihnachtsereignis in einem Moment der Anspannung, der Arbeit, der Sorge und Unruhe. Und doch haben sie sich auf die Menschwerdung Gottes eingelassen. Sie haben den himmlischen Boten vertraut, sich auf den Willen Gottes eingelassen und IHM damit ermöglicht in dieser Welt und in ihren Herzen Einzug zu halten.
An Maria und Josef und an den Hirten können wir uns ein Beispiel nehmen. Wenn wir uns darauf einlassen, Gott aufzunehmen, IHM Raum zu geben und IHN in unseren Herzen aufzunehmen, können wir trotz Hektik und Stress, trotz Alltag und Sorgen und trotz zunehmender Verkitschung und überladung der Adventszeit bereit sein, Gott in uns Mensch werden zu lassen und die große Freude zu verbreiten die der Engel des Herrn den Hirten und auch uns in der Nacht in Bethlehem verkündet hat. Dann können wir alle in das Gloria des Engelschores einstimmen denn uns ist der Heiland geboren, Christus der Herr.
Ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest und den Segen des menschgewordenen Gottessohnes für das kommende Jahr 2012.